Pannen, Pleiten, Potenzial
Die Fehlerkultur-Thematik bewegt offenbar die Leute! Überdurchschnittlich viele Gäste haben am 18. aprentas-Forum vom 22. November 2018 im Scala Basel teilgenommen. Vier Referate brachten dem Publikum auf abwechslungsreiche Art die Kunst des Fehlermachens und der Resilienz näher. Gekonnt und charmant übernahmen auch diesmal wieder zwei Lernende aus den aprentas-Trägerfirmen die Moderation.
Eine Überraschung leitete das Forum ein: Der als „Fehlerfreund“ angekündigte erste Referent Andreas Gebhardt aus Hamburg entpuppte sich als virtuoser Jongleur. Sein Credo „Ein Fehler ist besser als keiner“ – dass nämlich das Verlassen der Komfortzone sich lohne und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung biete – veranschaulichte er sehr eindrücklich und humorvoll mit Jonglierbällen und „Devil Sticks“.
Lernen durch Scheitern
„Unsere Kinder müssen scheitern lernen: Wünschenswerte Schwierigkeiten und produktives Scheitern“, lautete der Titel des folgenden Beitrags. Frau Dr. Esther Ziegler, Oberassistentin am Institut für Lernwissenschaften und Hochschullehre an der ETH Zürich, präsentierte Erkenntnisse aus ihrem Forschungsgebiet. Sie zeigte auf, wie man aktiv wünschenswerte Schwierigkeiten schaffen kann, die zu nachhaltigerem Lernen, zu besserem Abrufen des Gelernten führen. Als wichtigen Faktor nannte sie unter anderem das Variieren der Lernbedingungen, um das Lernen weniger berechenbar zu machen. Ein weiterer Punkt war, die Kinder anzuregen, zuerst selbst Wege zur Lösung eines Problems zu suchen.
Fehler sind Helfer
Inwiefern speziell in der Arbeitswelt unserer Zeit Fehler Helfer sind, erläuterten Zehra Sirin, Geschäftsführerin der Size ConSens AG, und ihr Geschäftspartner Thomas Haas. Dem heutigen Arbeitsumfeld in seiner Veränderlichkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit sei mit Agilität zu begegnen. Bei einer neuartigen Fragestellung seien oft die drei Schritte Ausprobieren – Erkennen – Reagieren der einzige zielführende Weg. Dass dieser ohne Fehlerkultur nicht gangbar ist, da es kein Ausprobieren ohne Fehler oder Scheitern gibt, wurde einleuchtend demonstriert.
Der Beitrag von Antoinette Wenk vom Resilienz Zentrum Schweiz zum Thema „Resilienz, die Kraft der Steh-auf-Menschen“ rundete das Programm ab, indem es den Aspekt der inneren Stärke einbrachte, des persönlichen Umgangs mit Fehlern und Krisen. Denn oft ist die spontane Reaktion auf ein Scheitern nicht etwa Begeisterung wegen der Chance, etwas zu lernen und sich weiterzuentwickeln, sondern lässt sich eher mit „Shit happens“ auf den Punkt bringen. Interaktiv, mit praktischen Übungen, brachte die Referentin den Gästen die acht Faktoren des Resilienzrads näher. Diese helfen der Psyche, mit Pannen und Pleiten umzugehen, sich nicht unterkriegen zu lassen und neue Kraft zu schöpfen.
Geknickt, aber nicht gebrochen!
Nach der Veranstaltung überreichten Teilnehmende des Sozialprogramms check-in aprentas den Gästen selbst hergestellte Giveaways: geknickte Bleistifte als Symbole für Fehler und Pannen - auf ein kleines Podest gestellt.